Das Geteilte Dorf: Mödlareuth oder "little Berlin"

 

Wie kam es dazu, das ein Dorf geteilt wurde?

 

Machen wir einen kurzen Ausflug in die Geschichte. Im 16. Jahrhundert wurde der durchs Dorf fließende Tannbach als Grenze zwischen dem Königreich Bayern und Fürstentum Reuß auf der Thüringischen Seite festgelegt. Seitdem ist dieses Dorf zumindest auf dem Papier geteilt. Dies störte lange Jahre niemanden.

 

Mit Ende des II. Weltkriegs wurde Deutschland, und somit auch das Dorf Mödlareuth, unter den Besatzungsmächten aufgeteilt. Der thüringische Teil viel der Sowjetunion zu und der bayerische Teil wurde von den Amerikanern besetzt. 

rekonstruierte Grenzanlage; linke Seite BRD rechte Seite DDR
rekonstruierte Grenzanlage; linke Seite BRD rechte Seite DDR

Die DDR schottete sich immer mehr ab.

  • Ab 1949 war der Verkehr zwischen den beiden Teilen nur noch mit einem Passierschein möglich.
  •  Ab 1952 lag Mödlareuth im Schutzstreifen der DDR; das bedeutete das Bürger der BRD keinen Zutritt mehr in dieses Gebiet hatten und das nur besonders Regimetreue DDR Bürger sich dort aufhalten durften.
  • Im selben Jahr begann auch der Bau des ersten Grenzzauns; dieser wurde von da an stetig erweitert.
  • 1966 wurde eine Betonmauer durch das Dorf gezogen, sie war 700m lang und hatte eine Höhe von 3.30m. Das Dorf bekam von den Amerikanern den Spitznamen "Little Berlin".

Für die nächsten 23 Jahre blieb Mödlareuth auf diese Weise abgeriegelt.

 

 

Ein Besuch im Deutsch-Deutschen-Museum Mödlareuth:

 

Der Museumseingang befindet sich auf der "BRD-Hälfte" des Dorfes. Der Eintritt ist mit 3 Euro pro Erwachsenen und 2 Euro ermäßigt (für Kinder ab 7 Jahren, Stundenten, Rentner, Menschen mit Behinderung) erschwinglich. Bei den günstigen Preisen kann man beruhigt die ganze Familie mit auf den Ausflug nehmen.

 

 

Wir starten unseren Rundgang im oberen Teil des Dorfes, hier befindet sich das Fahrzeugdepot. In einer großen Halle stehen säuberlich beschriftet und dicht gedrängt viele Fahrzeuge die sich im Grenzgebiet aufhielten, z. B. Trabi's, Jeeps und Helikopter.

 

 

Etwas unterhalb befindet sich der Raum für die Sonderausstellung. Sie zeigt Zeitungs- und TV-Ausschnitte ab dem Mauerbau bis zu deren Fall.

Außerdem wird das Leben am Grenzstreifen näher beleuchtet. Bilder und Texte zeigen die abgeschottete DDR-Seite und den "Grenztourismus" auf der BRD-Seite von Mödlareuth.

Hier kann man auch Einzelheiten zu Fluchten und deren Versuche erfahren. 

Besonders im Gedächtnis blieb mir die Flucht der Müllersfamilie. Die gesamte Familie sollte umgesiedelt werden, die Grenzsoldaten standen schon im Hof. Sie retteten sich mit einem Sprung aus dem Haus auf die andere Seite des Tannbachs. Kurz darauf wurde die Mühle von den Grenztruppen abgerissen.

 

 

Dann geht es für uns wieder zurück zum Eingangsbereich, dort findet alle halbe Stunde die Filmvorführung statt (Dauer ca. 20 min. ) Zeitzeugen berichten über das Leben im geteilten Dorf. 

Blick vom Beobachtungsturm auf den rekonstruierten Grenzstreifen
Blick vom Beobachtungsturm auf den rekonstruierten Grenzstreifen

 

 

Den spannendsten Teil haben wir uns natürlich bis zum Schluss aufgehoben. Auf dem Freigelände befindet sich ein rekonstruiertes Stück des Grenzstreifens. Es lässt sich dort alles "erleben" ein Beobachtungsturm ist begehbar, eine Laufanlage der Hunde steht dort, Mienenfelder, Stacheldraht, Betonmauer, Panzersperre, … Wahrscheinlich so ziemlich alles was die Innerdeutsche Grenze zu bieten hatte. Wenn man sich hier versucht in die Bewohner des Dorfes hinein zu versetzen, fühlt sich alles bedrohlich und beängstigend an. 

 

 

Ein Stück hinter dem rekonstruierten Teil sind die Original Sperranlagen von Mödlareuth zu finden, so wie es die DDR gebaut hatte.

Wir schlüpfen durch eine kleine Tür in der Mauer, laufen über die Wiese und springen über den kleinen Bach, schon sind wir wieder im "Westen". 

Was für uns so einfach geht muss für viele Menschen ein Jahrelanger Traum gewesen sein.

 

 

Zusammenfassend war das Museum für uns einen Besuch wert, sicherlich werden wir hier nochmal vorbei schauen.

Deutsche Geschichte wird hier greifbar gemacht.

 

Was sind die Unterschiede heute?

 

1989 wurde in Mödlareuth ein Grenzübergang für Fußgänger Geschaffen, mit Reisepass bzw. Personalausweis war es möglich die Grenze Tagsüber zu überqueren. 1990 wurde ein Teil der Mauer eingerissen so das auch der Verkehr mit dem Auto möglich war. Nach und Nach wurde das Gebiet wieder "zugänglicher gemacht".

 

Heute gibt es allerdings immernoch Unterschiede, einige möchte ich hier aufzählen:

  • in Thüringen wohnen 24 und in Bayern 16 Bewohner Mödlareuths
  • es gibt unterschiedliche Vorwahlen und Postleitzahlen
  • es gibt zwei Ortsschilder 
  • es werden getrennte Wahlen durchgeführt
  • die Kinder gehen auf unterschiedliche Schulen 
  • es gibt Verschiedene Autokennzeichen
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